Ausgangslage und Bedarf

Laut repräsentativen Studien wie leo., PIAAC oder CiLL verfügt eine beunruhigend große Anzahl von Erwachsenen in Deutschland nur über geringe Lesekompetenzen. Zudem steht ein großer Teil der Zugewanderten vor der Herausforderung, sich ein ausreichendes Maß an schriftsprachlichen Kompetenzen in der deutschen Sprache anzueignen, um am gesellschaftlichen Leben in vollem Umfang teilhaben zu können. Da der Erwerb sprachlicher Kompetenzen essentiell für die soziale Integration, die Eingliederung in das Erwerbssystem und nicht zuletzt für das individuelle Wohlbefinden dieser Menschen ist, besteht somit aktuell ein erhöhter Bedarf an Förderangeboten im Bereich der Alphabetisierung und Grundbildung.

Gleichzeitig bestehen hohe Ansprüche an geeignete Unterrichtsmaterialien in Sprachförderkursen. Denn diese sollen nicht nur lebensnah gestaltet sein und an die persönlichen Interessen Lernender anknüpfen, sondern ebenfalls an das individuell vorhandene sprachliche Kompetenzniveau der Kursteilnehmenden angepasst sein, deren Sprachbewusstsein anregen und spezifische Förderbedarfe berücksichtigen.

Um Sprachlernmaterialien zu finden, welche all diesen Anforderungen gerecht werden, nutzen Lehrkräfte im Bereich der Alphabetisierung häufig das Internet. Im Projekt KANSAS soll daher ein Instrument entwickelt werden, das Lehrkräfte bei der Suche und Auswahl von Sprachlerntexten im Internet sowie in digitalen Textkorpora unterstützt.

Projektziele

In interdisziplinärer Zusammenarbeit mit der Theoretischen Computerlinguistik der Eberhard Karls Universität Tübingen und der Fachdidaktik des Mercator-Instituts für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache der Universität zu Köln entwickelt, erprobt und evaluiert das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung e.V. (DIE) bis 2020 KANSAS.

KANSAS unterstützt Lehrkräfte in den Bereichen Alphabetisierung und Grundbildung sowie Deutsch als Zweitsprache bei der Recherche von Sprachlernmaterialien im Internet und in digitalen Textkorpora. Es kann nach sprachlichem Kompetenzniveau und thematischem Interesse gesucht werden. Den Lehrkräften wird gleichzeitig die Möglichkeit geboten, selbst erstellte Texte mit KANSAS zu überprüfen. 

Um zu gewährleisten, dass KANSAS den Anforderungen des Lehralltags gerecht wird, erfolgt das Projekt in enger Zusammenarbeit mit der Praxis. So werden im Projektverlauf Usability- und Funktionalitätsbefragungen von Lehrkräften in Form von Fragebogenerhebungen und Think-aloud Studien durchgeführt, um diese Zielgruppe fortwährend in die Entwicklung der Suchmaschine mit einzubeziehen. Außerdem wird der Nutzen von KANSAS für Lehrkräfte und Lernende durch (quasi-)experimentelle Studien empirisch überprüft. Am Ende des Projekts wird die finale Version der Suchmaschine veröffentlicht und Lehrkräften kostenfrei zur Verfügung gestellt. Zur selbständigen Nutzbarkeit durch Lehrende werden  umfangreiche Hilfefunktionen (Manual und Erklärvideos) erstellt.

Zudem wird bis zum Ende der Projektlaufzeit eine Lehrkräfte-Fortbildung für KANSAS entwickelt, erprobt und evaluiert.

 

Lehrende nutzen den ersten Prototypen der Suchmaschine KANSAS

Förderung und Beteiligte

Das Projekt KANSAS ist ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der AlphaDekade gefördertes Forschungs- und Entwicklungsprojekt mit einer Laufzeit von 3 Jahren (September 2017 bis August 2020). Das Projekt wurde anschließend bis September 2023 verlängert.

Innerhalb dieser Projektlaufzeit wird in Kooperation mit der Theoretischen Computerlinguistik der Eberhard Karls Universität Tübingen und der Fachdidaktik des Mercator-Instituts für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache der Universität zu Köln eine Suchmaschine entwickelt, die Lehrkräfte in Kursen der Alphabetisierung und Grundbildung sowie Deutsch als Zweitsprache dabei unterstützt, im Internet sowie in elektronischen Textsammlungen geeignete Sprachlernmaterialien für Kursteilnehmende zu recherchieren. Den Lehrkräften wird bei der Suchanfrage die Möglichkeit geboten, sowohl die sprachliche Komplexität als auch das Thema des Textes zu bestimmen. Die mit KANSAS recherchierten Sprachlerntexte entsprechen somit dem gegenwärtig vorhandenen Kompetenzniveau sowie dem thematischen Interesse der Lernenden. Mit Hilfe von KANSAS können Lehrkräfte auch selbst erstellte Texte auf ihre sprachliche Komplexität hin überprüfen.

 

 

 

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