Am 16. Mai 2001 verleiht eine unabhängige Jury im Auftrag des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE) in Frankfurt am Main zum dritten Mal den "Preis für Innovation in der Erwachsenenbildung". Ziel des vor sechs Jahren ins Leben gerufenen Preises ist es, an Beispielen aufzuspüren, wie sich Bildung gesellschaftlichen Herausforderungen stellt, und zu neuen, kreativen Ansätzen anzuregen. Der Preis, der als motivierender Impuls und Qualitätssiegel zugleich verstanden wird, regt bundesweit eine pädagogische Diskussion an, die nicht an bestimmte Institutionen und an einseitige Zielvorgaben gebunden ist.

Innovation ist ein viel verwendeter Begriff. Auch im Bildungsbereich. Hier richtet er sich gegen Verkrustung, Verschulung, gegen Einförmigkeit und die mangelnde Orientierung an der Praxis und den praktischen Bedürfnissen. Aber Innovation hat auch eine andere Dimension – die des Lernens, der Entwicklung, der Kreativität und des humanen Fortschritts. Und dennoch: Nicht alles ist Innovation, und nicht jede Innovation ist – gemessen an den Werten humaner Bildungsziele – als positiv einzuschätzen. Um den Begriff der Innovation, und somit auch die Preiswürdigkeit der eingereichten Modelle, fassen und einschätzen zu können, hat die Jury einen eigenen Weg eingeschlagen: Während und nach der Sichtung des eingegangenen Materials wurden in einem intensiven Prozess ein Verständnis und Kriterien von Innovation in der Erwachsenenbildung entwickelt. Was hier also unter Innovation verstanden werden kann, wurde und wird aus den Bewerbungen erschlossen, vor dem Hintergrund bestehender Bildungspraxis überprüft und im wissenschaftlichen Diskurs fokussiert. Innovation ist eine „Bottom-up“-Aktivität, etwas, das aus der Praxis entsteht und sich von unten her aufbaut. Deshalb haben die insgesamt sieben Jurymitglieder versucht, die jeweils eigene Fragestellung der eingereichten Projekte, deren Definition von Innovation und deren spezifische Kontexte in der Praxis aufzugreifen. Ausschlaggebend für die Jurorinnen und Juroren ist der dem jeweiligen Modell zugrundeliegende Ansatz, der als Lösung einer als unbefriedigend wahrgenommen Situation verstanden wird. Innovation im Bildungsbereich kann nicht bedeuten, das Rad neu zu erfinden. Vielmehr wird sie komponiert aus bereits bekannten oder anderswo vorgedachten Elementen und Ideen. Um einen innovativen Schub zu bewirken, müssen diese aber in eine eigene schlüssige Gesamtkonzeption integriert werden. Das Schaffen neuartiger Lernvoraussetzungen, das Erfinden ungewohnter Lernorte, das sinnliche und alltagsbezogene Arrangieren von Lernprozessen, die Ansprache von Adessat/innen auf unüblichen Wegen und die couragierte Gestaltung von Kooperationen können solche Elemente sein. Innovation in der Erwachsenenbildung kann durchaus einfach sein – wenn sich Qualität mit Kreativität verbindet Mit dem „Preis für Innovation in der Erwachsenenbildung“ will das DIE neuartige Ansätze in der deutschen Erwachsenenbildungsszene aufspüren, eine Diskussion über das „Was“ und „Wie“ von Innovation ermöglichen und den Rahmen innovativer Entwicklungen im erziehungswissenschaftlichen Bereich ausloten. Damit gibt das DIE sowohl den Praktikerinnen und Praktikern in der Weiterbildung als auch den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern nicht nur wichtige Impulse für die Entwicklung der Erwachsenenbildung, sondern bietet ihnen auch eine Orientierung, wie sich Bildung den gesellschaftlichen Herausforderungen stellen kann.

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