Qualitätsentwicklung und Qualitätsmanagement wird in Weiterbildungseinrichtungen immer selbstverständlicher praktiziert, die Einführung einer systematischen Qualitätsentwicklung ist zahlreichen Bildungseinrichtungen ein zentrales Anliegen. Um diese "qualitätswilligen" Einrichtungen zu unterstützen, hat das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung (DIE) eine Qualifizierung zum "Qualitätsentwickler" erarbeitet und ein Qualitätsmodell, das EFQM-Modell, als Leitfaden für die Erwachsenenbildung adaptiert. Entstanden sind die beiden Support-Angebote im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten DIE-Projekts "Qualitätsentwickler/in für Einrichtungen der Erwachsenenbildung", bei dem derzeit noch an einem Qualitätswerkbuch für Leiter/innen in Bildungseinrichtungen und an Fallstudien zu den kritischen Erfolgsfaktoren von Qualitätsentwicklung in der Weiterbildung gearbeitet wird.

In Organisationen ein systematisches Qualitätsmanagement einzuführen, ist eine Herausforderung. Alle Einrichtungen stehen zu Beginn vor der gleichen Situation: Welche Mitarbeiter/innen sollen sich verantwortlich um die Qualitätsentwicklung kümmern? Welcher Art soll ihre grundlegende Qualifizierung sein? Auch über die grundsätzliche Qualitätsstrategie will entschieden sein – soll es ein Qualitätsmanagement nach ISO oder EFQM sein, sollen es externe Audits mit Zertifizierung sein, oder aber eine interne Selbstbewertung mit dem Ziel eine „lernende Organisation“ zu werden? Qualitätsentwicklung verändert das alltägliche Handeln Wirklich neu ist Qualitätsentwicklung für Einrichtungen der Weiterbildung im Grunde nicht, denn sie ist eng mit der “eigentlichen” Aufgabe des Programmplanens verbunden. Aber Qualitätsentwicklung verändert das Alltagshandeln: Aus allen Perspektiven muss grundsätzlich und systematisch gefragt werden, inwiefern sich das Ergebnis einer Evaluation auch auf das grundsätzliche Handeln jedes einzelnen Mitarbeiters auswirken soll. Das alltägliche Routinehandwerk auf seine beiden Seiten hin abzuklopfen und – im Sinne der Lernenden und der Organisation – selbst zu verbessern, ist Qualitätsmanagement. Um dies erfolgreich einzuführen, bedarf es der Qualifizierung und der (Rollen-)Beratung. Integriertes Qualifizierungskonzept des DIE Für Mitarbeitende in Weiterbildungseinrichtungen hat das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung deshalb eine entsprechende Qualifizierung entwickelt, die auf den Prozess der Umsetzung abzielt: Sie vermittelt konkrete Verfahrensweisen, wie Projekte zu konzipieren und umzusetzen sind, und hilft bei der Übernahme der neuen Rolle „Qualitätsentwickler/in“. Um die mitunter schwierige inhaltliche Verschränkung zwischen der Person des Qualitätsentwicklers und seiner konkreten Aufgabe didaktisch zu unterstützen, werden Fortbildung, Beratung und Durchführung eines eigenen Qualitätsprojekts miteinander verknüpft. Grundlegender Gedanke dieses Konzepts ist es, dass die Teilnehmenden der Fortbildung selbst ihren Lernprozess organisieren. Individuell verknüpfen sie Erkenntnisse aus den verschiedenen Fortbildungsebenen: Wissen aus der Fortbildung, Selbsterkenntnisse aus der Rollenberatung, Handeln im Qualitätsprojekt, und eignen sich damit die neue Rolle persönlich an. Grundlage zur Einführung von Qualitätsentwicklung – das EFQM-Verfahren Hat sich eine Einrichtung nun zur Qualitätsentwicklung entschlossen, stellt sich ihr die Frage nach einem systematischen Modell oder Verfahren, das sich als Basis für deren Einführung eignet. Und der Möglichkeiten gibt es viele ... In den letzten Jahren hat sich in weiten Teilen des Bildungsbereichs (neben der Erwachsenenbildung auch in Schulen, Beratungsfirmen, sozialpädagogischen und Einrichtungen der außerschulischen Jugendbildung) die Akzeptanz für ein aus “der Wirtschaft” stammendes Modell erhöht – das der European Foundation for Quality Management (EFQM). Am DIE wurde das Modell und der Leitfaden der EFQM für die Belange und Realitäten von Bildungseinrichtungen “übersetzt”. Adaptierte EFQM-Version für öffentliche Weiterbildungseinrichtungen Das wissenschaftliche Institut für Erwachsenenbildung hatte dabei insbesondere Weiterbildungseinrichtungen im Blick, die bis vor wenigen Jahren noch von sich behaupten konnten, im “öffentlichen Auftrag” zu handeln. Im Zuge des Umbaus der öffentlichen Verwaltung müssen sie heute jedoch sehr viel stärker eine Balance zwischen Bildungsplanung im gesellschaftlichen Interesse und Unterstützung von Lernenden mit individualisierten, spezialisierten Lernerwartungen und –ansprüchen finden. In diesem an sich schon brisanten Feld agieren sie zudem mit einem hohen Anteil nicht fest angestellter Mitarbeiter/innen, mit denen Vorstellungen von Qualität und Erfolg ausgehandelt sein wollen. Darin unterscheiden sie sich – noch! – von Dienstleistungsorganisationen im Profitbereich. Diesen Bildungseinrichtungen, die zwar auch schon vorher Qualitätsmanagement auf der Basis des EFQM-Modells eingeführt haben, erspart die vom DIE erarbeitete Version die mühsame und arbeitsintensive Übertragung auf die spezifischen Bedingungen von Non-Profit-Bildungseinrichtungen. Und sie bietet ihnen die Verlässlichkeit einer auf Erfahrung und wissenschaftlichen Erkenntnissen basierenden Adaption. Ein Leitfaden für den Perspektivenwechsel Der für die Erwachsenenbildung angepasste Leitfaden dient dazu, die fluiden und stark vernetzten Vorgänge einer Bildungseinrichtung zu strukturieren. Er ermöglicht es allen Mitarbeiter/innen, die gemeinsame Arbeit aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Auf diese Weise werden Lücken zwischen Planung und Umsetzung, Doppelungen zwischen verschiedenen Bereichen, Widersprüche zwischen Anspruch und Ergebnis, fehlende Konsequenz in der Zielverfolgung auf oft verblüffende Weise sichtbar. Wie mit einer „fremden Brille“ werden Selbstverständlichkeiten in einem anderen Licht gesehen, blinde Stellen der eigenen Wahrnehmung zugänglich. Das gemeinsame Lesen mit der „fremden Brille“ fördert in der Regel bereits zahllose Ansatzpunkte zur Verbesserung der pädagogischen Arbeit zu Tage – die Selbstbewertung als erster Schritt zur Qualitätsentwicklung. „Pädagogische Qualität“ muss gemeinsam benannt und definiert werden Kein Qualitätsmodell – auch kein für die Erwachsenenbildung adaptiertes – kann eine Definition der pädagogischen Qualität liefern, die Handlungseinleitungen für eine Organisation bereit stellt. Die Elemente einer solchen Definition stellt die Profession zur Verfügung: Die Vorstellung von pädagogischer Qualität, gelingenden Lernprozessen, professionellem Bildungshandeln wird aus dem in der Aus- und Weiterbildung erworbenen Wissen, den als handlungsrelevant erkannten Kompetenzen, der beruflichen Erfahrung und den Haltungen und Werten der Menschen geprägt, die in der Erwachsenenbildung tätig sind. Diese Bilder und Vorstellungen müssen in der Anfangsphase der Qualitätsentwicklung benannt und gemeinsam definiert werden. Ohne diese Diskussion wird Qualitätsentwicklung zu einem technokratischen Vorgang, der keine wirklichen Verbesserungen der pädagogischen Arbeit bewirkt. Der Leitfaden bietet also ein systematisches Raster, mit dem erkannt werden kann, wie weit diese Vorstellungen von pädagogischer Qualität alle Elemente des Handelns durchdringen, wie diese systematisch aufeinander bezogen werden können und wo Verbesserungen möglich sind. Die EFQM-Version Erwachsenenbildung des DIE Die EFQM-Version Erwachsenenbildung des DIE umfasst eine Einführung zu ihrer Handhabung, den Leitfaden mit Kriterien, Teilkriterien und Ansatzpunkten, Standardformulare zur Selbsteinschätzung auf der Kriterienebene sowie einen Fragebogen zur präzisen Bewertung auf der Ebene der Teilkriterien, ein Glossar und eine Anleitung zur Durchführung der Selbstbewertung. Die Materialien sind in einen DIN A 4 Ordner eingelegt und können so innerhalb der Einrichtung als Arbeitsmaterial genutzt werden. Der Ordner wird zum Preis von 150,00 DM (Selbstkostenpreis) an Bildungseinrichtungen im Non-Profitbereich abgegeben. Eine Beratung zur Einführung von Qualitätsentwicklung in den Bildungseinrichtungen wird angeboten. Entwickelt wurde die EFQM-Version Erwachsenenbildung von Eva Heinold-Krug, DIE, Monika Griep, konfessionelle Erwachsenenbildung, und Wolfgang Klenk, Volkshochschule Stuttgart, im Rahmen des Projekts “Qualitätsentwickler/in für Einrichtungen der Erwachsenenbildung”. Informationen Deutsches Institut für Erwachsenenbildung, Hansaallee 150, 60320 Frankfurt/M., Eva Heinold-Krug, Fon 069/956-, Fax 069/95626-174, E-Mail heinold-krug@die-frankfurt.de, URL http://www.die-frankfurt.de/projekte/laufend/zertifikat_index.htm

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