Die DGfE-Sektion Erwachsenenbildung und die Kommission Qualitative Bildungs- und Biografieforschung in der DGFE-Sektion Allgemeine Erziehungswissenschaft veranstalten ihre Jahrestagungen gemeinsam vom 14. bis 16. September 2022 an der Europa-Universität Flensburg. Die Tagungsprogramme beinhaltet gemeinsame Keynotes und ein gemeinsames Vortragspanel. Im Rahmen der Jahrestagung 2022 wird das 50-jährige Jubiläum der DGFE-Sektion Erwachsenenbildung gefeiert. Eine Information und einen Aufruf zur Beteiligung wird es an anderer Stelle, wie der Mitgliederversammlung der Sektion am 14. März 2022 auf dem DGfE-Kongress in Bremen, geben.

Thematik

Wenn die Jahrestagung der Sektion Erwachsenenbildung 2022 an der Europa-Universität Flensburg nach zweijähriger Unterbrechung wieder im Präsenzformat stattfindet, nehmen wir die Corona-Krise zum Anlass für die Thematisierung von Krisen im Kontext von Erwachsenen- und Weiterbildung. Der Titel Re-Konstruktionen zielt dabei explizit darauf, auch andere Krisenphänomene, die im Kontext von Erwachsenen- und Weiterbildung bedeutsam sind, zum Reflexionsgegenstand zu machen. Krisen und ihre Bearbeitung sind zudem ein zentrales Thema im thematischen Schnittfeld von Erwachsenenbildung und Biographieforschung, was sich auch in der diesjährigen Kooperation mit der Kommission Qualitative Bildungs- und Biographieforschung widerspiegelt, deren Jahrestagung zeitgleich an der Europa-Universität Flensburg stattfinden wird.

Die Pandemie bildet den exemplarischen Ausgangspunkt, denn sie hat die Erwachsenenbildung in mehrfacher Hinsicht ge- und betroffen. Es gilt nicht nur über eine entsprechende Angebotsstruktur Anschlusslernen und Weiterbildung zu ermöglichen, um entstandene Bildungslücken zu schließen und entgangene Abschlüsse nachzuholen, ebenso sind neue Formate und Inhalte zur kollektiven wie individuellen Verarbeitung von Krisenerfahrungen und zur Krisenbewältigung – sowie allenfalls Prävention – gefragt. Zudem kann Erwachsenenbildung den Reflexionsraum bereithalten, in dem eine kritische Auseinandersetzung mit den sozialen Implikationen dieser und anderer kollektiver Ausnahmeerfahrung stattfinden und kollektive Bildungsprozesse möglich werden können.

Zentrale Fragen

Eine rekonstruktive Perspektive auf die Folgen der Pandemie rückt somit die Handlungsbedingungen, Inhalte, Vermittlungsformen und Bedarfe von Erwachsenen- und Weiterbildung in Krisenzeiten ebenso in den Fokus wie die weitergehenden gesellschaftlichen Folgen, auf die sich Erwachsenenbildung kritisch-reflexiv zu beziehen hat. Mit Blick auf den pädagogischen Handlungsraum stellen sich Fragen nach Personal und struktureller Absicherung, aber auch nach der Veränderung von Bildungsorten und -gelegenheiten, nach Verschiebungen im Verhältnis von informellem und formalem Lernen, nach dem Zugang zu Bildungsangeboten, nach Teilhabechancen und politischer Partizipation. Welche impliziten Lektionen enthält eine Krise, welche expliziten Aufforderungen zur Neu- oder Umorientierung gehen von einer kollektiven Ausnahmeerfahrung aus? Welches subjektive Bewältigungspotential wird biographisch relevant? Wie und wo zeigen sich Wechselwirkungen mit anderen, ökologischen, ökonomischen, sozialen oder politischen Krisenphänomenen, auch im globalen Zusammenhang? Auf welche Weise sind einzelne Bereiche der allgemeinen, beruflichen, politischen und kulturellen Bildung (unterschiedlich) betroffen? Welche Rolle spielt der veränderte Zugang zu Orten der öffentlichen Debatte und die weitgehende Verlagerung des informellen Austausches in den virtuellen Raum für politische Willensbildung und politische Teilhabe?

Die Methodik

Rekonstruktion als methodologischer Ansatz öffnet auch die subjektorientierte Perspektive auf bildungsbiographische Effekte der Pandemie. Hier stellen sich nicht nur Fragen nach dem Umgang mit Unsicherheit, Verunsicherung, Angst und Verletzlichkeit; vielmehr ist es von Bedeutung, ob und auf welche Weise die Pandemie – oder andere Krisenerscheinungen – mit ihren sozialen Begleiterscheinungen auf Bildungsprozesse im Erwachsenenalter wirkt und wie die weitgehende Verlagerung von Aneignung und Vermittlung in den privaten Raum mittels digitaler Kommunikationsformate zukünftig Lernkulturen verändert. 

Call for Posters

Im Rahmen der diesjährigen Tagung besteht erneut die Möglichkeit, Poster zu präsentieren und zu diskutieren. Die Postersession soll als zusätzliches und eigenständiges Präsentationsformat Raum für Information und Austausch über aktuell laufende oder kürzlich abgeschlossene Forschungsprojekte zum Tagungsthema sowie darüber hinaus bieten.
Der Call for Posters richtet sich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der
Qualifikationsphase sowie an etablierte Forscherinnen und Forscher. Die Vorstellung und Diskussion der Poster wird in Roundtables realisiert. Zudem werden die Poster für die Tagungsöffentlichkeit ausgestellt.

Das beste Poster der Jahrestagung wird mit einem von wbv Publikation gestifteten Posterpreis
prämiert. Siehe zu den letzten Jahren:

2021         2019         2018

Date/Termin:
14.-16. September 2022
Venue/Ort:
Universität Flensburg
Adressaten:
Interessierte
Fee/Kosten:
Unter Anmeldung beschrieben