AG "Organisationspädagogik" in der Sektion Erwachsenenbildung der DGfE

Call for Papers
zur Tagung "Organisation und Beratung"

12. - 13. März 2009 an der Philipps-Universität Marburg

Zum thematischen Rahmen der Tagung
Beratung gilt spätestens seit ihrer Kennzeichnung als unstetige Form der Erziehung durch Bollnow und seit Mollenhauers Plädoyer für sie als ein pädagogisches Phänomen. Die Beratung von Organisationen schien allerdings lange Zeit an Psychologie und Betriebswirtschaft verloren. Mit der Etablierung eines ausdrücklich organisationspädagogischen Diskurses wird die Beratung in und von Organisationen als Unterstützung individueller, kollektiver und organisationaler Lernprozesse und damit als originär pädagogische Praxis wahrgenommen.
Vorrangiges Ziel von Beratung ist aus pädagogischer Sicht, eine Wirklichkeitssicht (wieder) zu gewinnen, die zu einer Bewältigung einer aktuellen Krise bzw. eines Problems befähigt. Es geht also darum, das schwierig und ggf. unerträglich gewordene Leben wieder meistern zu lernen, kurz: leben zu lernen. Dies gilt auch für die pädagogische Beratung von Organisationen, die auf die der jeweiligen Organisation eigene Kultur des Miteinander-Lebens- und -Arbeitens und der Entwicklung zielt.
Allerdings wirft dieser pädagogische Blick auf das Verhältnis von Beratung und Organisation eine Reihe von Fragen auf, die sowohl theoretischer als auch empirischer Klärung bedürfen. Zum einen sind aus dem pädagogischen Beratungsdiskurs bekannte Fragen neu zu stellen, etwa die Frage, inwieweit Beratung parteinehmende Praxis sein soll oder ist, die Frage nach dem Verhältnis zwischen Beratervariablen, Beratungstechniken und Beratungsphasen, oder die Frage nach dem Verhältnis der Beratung zu Bezugstheorien wie etwa der Systemtheorie.
Zum anderen entstehen aber auch neue, spezifisch auf das Verhältnis von Organisation und Beratung zugeschnittene Fragen bzw. Foci. Um diese neuen Fragen/Foci soll es in dieser 2. Tagung der AG Organisationspädagogik gehen.

Vorläufige Struktur der Tagung
Dementsprechend sieht die vorläufige Struktur der Tagung folgende vier Foren vor:
- Organisationsinterne Beratung:
Immer mehr Organisationen sowohl im Profit- als auch im Non-Profit-Bereich bauen Beratungsmöglichkeiten in ihre Struktur ein. Mitarbeiterjahresgespräche zur personellen Weiterentwicklung sind in vielen Organisationen inzwischen Standard. Aber auch andere, möglicherweise stärker dem Beratungsgedanken verbundene Strukturen wie Counseling- oder Mentoring-Programme, Peer-Supervision und Coaching durch Führungskräfte sind zu finden. Dabei kann es sich, wie bei Beratungslehrern in der Schule und gelegentlich auch bei Mentoren in Unternehmen, um entsprechend fortgebildete Kollegen handeln. Häufig wird die Beratungsaufgabe allerdings einfach Führungskräften oder Kollegen auf der gleichen Ebene geschrieben. Organisationsintern dafür verwendete Begriffe wie "Coaching durch Führungskräfte" oder "Peer-Supervision" geben dieser Praxis einen professionellen Anstrich. Obwohl die Tendenz zu organisationsinterner Beratung schon länger zu beobachten ist, ist das empirische Wissen und die theoretische Reflexion hierzu bislang gering.

- Professionelle Beratung in und von Organisationen:
Die professionelle Beratung hat sich mit Blick auf verschiedene Ebenen organisationaler Praxis unterschiedlich, ungleichzeitig und bezugstheoretisch verschieden entwickelt. So steht die zumeist systemtheoretisch orientierte Organisationsberatung neben der ggf. ebenfalls systemtheoretisch oder aber auch gruppendynamisch orientierten Team-Supervision und dem ggf. transaktionsanalytisch orientierten Coaching von Führungskräften durch externe Coachs. In vielen Organisationen finden heute mehrere solcher bezugstheoretisch unterschiedlichen und auf verschiedenen Ebenen angesiedelten Beratungsprozesse gleichzeitig statt. Unter Umständen kommen sich Berater gar gegenseitig "ins Gehege", etwa wenn sie zum Teil organisationsinterner Allianzen werden. Organisationspädagogisch von besonderem Interesse ist, dass sich in der professionellen Beratung in und von Organisationen Blicke auf Zusammenhänge zwischen individuellem, kollektivem und organisationalem Lernen eröffnen.

- Beratungsorganisationen:
Als Beratungsorganisationen lassen sich Beratungsdienste und Beratungsunternehmen unterscheiden. Werden die erstgenannten in der Regel von der öffentlichen Hand, von der Kirche oder einem gemeinnützigen Verein getragen und einem gesetzlichen Auftrag oder einer eltanschaulichen Position verpflichtet, so sind letztere privatwirtschaftliche Unternehmen und damit zuvorderst gewinnorientiert. Auch wenn die Ökonomisierung öffentlicher, kirchlicher und gemeinnütziger Einrichtungen in den letzten
Jahren stark zugenommen hat und obwohl auch Beratungsunternehmen eines bestimmten Ethos bedürfen, um das zur Beratung erforderliche Vertrauen aufzubauen, sind Differenzen in der Praxis von Beratungsdiensten
und Beratungsunternehmen zu erwarten.

- Evaluation der Beratung in und von Organisationen:
Der Vielzahl und Vielfalt an Organisationsberatung, an von professionellen Beratern oder von Organisationsmitgliedern als Teilaufgabe selbst durchgeführten Beratung in und von Organisationen steht bislang wenig Evaluation dieser Beratung gegenüber. Sowohl die unmittelbare als auch die nachhaltige Wirkung der Beratung in und von Organisationen ist zu klären. Auch die Methodik einer Evaluation, die der Besonderheit des Phänomens Organisationsberatung entspricht und in der Lage ist, überindividuelle, kollektive und organisationale Beratungseffekte einzufangen, ist fraglich. Möglicherweise kann dabei auf Instrumente und Ergebnisse organisationsinterner Qualitätssicherung zurückgegriffen werden.
Die Vorträge in den Foren sind auf je 25 Minuten (+ 25 Minuten Diskussion) angesetzt. In jedem der vier Foren können über die beiden Tage verteilt dementsprechend ca. sieben Vorträge gehalten und erörtert werden.

Einladung:
Wir laden Sie ein, Themenvorschläge zu den jeweiligen Arbeitsgruppen einzureichen und ein Abstract Ihres Beitrags (höchstens 1000 Zeichen) beizufügen, das den Bezug zum oben skizzierten Rahmen der Tagung sowie zum theoretischen und empirischen Hintergrund Ihres Beitrags deutlich macht. Alle Papers werden durch ein Auswahlgremium gesichtet und den Arbeitsgruppen zugeordnet.

Bitte schicken Sie Ihr Paper bis spätestens 31. Oktober 2008 an:
Dr. Timm C. Feld
Philipps-Universität Marburg
FB 21, Institut für Erziehungswissenschaft
Wilhelm-Röpke-Straße 6B
35032 Marburg

timm.feld@staff.uni-marburg.de
Tel.: 06421-28-23588
Fax.: 06421-28-23028

Mit kollegialen Grüßen
Vorstand der AG Organisationspädagogik Ausrichter der Tagung in Marburg
Michael Göhlich, Susanne Weber, Christine Zeuner Wolfgang Seitter, Karin Dollhausen, Timm C. Feld
Date/Termin:
12. und 13. März 2009
Venue/Ort:
Philipps-Universität Marburg,