Der mediendidaktischen Konzeption liegt ein konstruktivistisches Verständnis von Lernen zugrunde, demgemäß Wissen nicht als unmittelbares Ergebnis eines Vermittlungsprozesses gesehen, sondern als eigenständige Konstruktion der Lernenden verstanden wird. Diese Konstruktion erfolgt auf der Grundlage eigener Handlung und Erfahrungen, mit engem Bezug zu den Problemen der eigenen Lebenswelt (vgl. z.B. Mandl et al., 1997; Arnold et al., 2011). Damit soll dem Phänomen „trägen Wissens“ begegnet werden, wie es im Rahmen instruierter Lehr-/Lernprozesse erworben wird und in realen Anwendungssituationen häufig nicht anwendbar ist (vgl. z.B. Gräsel et al., 1997).

Didaktisch-methodische Anforderungen

Aus diesen Grundlagen leitet sich die didaktisch-methodische Anforderung, z.B. nach anwendungsbezogenen und authentischen Lernsituationen, an die Gestaltung von Fortbildungsangeboten ab (vgl. z.B. Lave & Wenger, 1991). Weiter erfordert die konstruktivistische Lerntheorie eine inhaltliche Adaptierbarkeit des generell auf aktive Wissenskonstruktion ausgelegten Lernangebotes in Abhängigkeit der Bedarfe und Ziele der Nutzenden, um den Aufbau an Vorerfahrungen anschlussfähigen konzeptionellen Wissens Einzelner zu ermöglichen (vgl. z.B. Schulmeister, 1997).

Lehr-/Lerntheoretische Erkenntnisse der Cognitive Flexibility Theory (Spiro et al., 2003), der Cognitive Load Theory (Sweller, 1994) und der Cognitive Theory of Multimedia Learning (CTML) (Mayer, 2001) bieten Anhaltspunkte zur Präsentation von Lernangeboten, die sich auf komplexe Anforderungssituationen beziehen und den Erwerb vernetzten Wissens anstreben. So bieten sich instruktional unterstützte Aufgaben in hypermedialen Strukturen an, um Zusammenhänge nachvollziehen sowie unterschiedliche Interpretationshilfen heranziehen und Lösungswege ausprobieren zu können. Das Ausmaß der Instruktionen orientiert sich dabei an den Lernvoraussetzungen der Lernenden und kann gezielt variiert werden, um ein in möglichst hohem Maße selbstgesteuertes Lernen zu ermöglichen. Bewusst eingesetzte Rückmelde- und Empfehlungssysteme erlauben es, die Lernschritte möglichst passgenau an Lernstände und -motivation der Nutzenden anzupassen. Dabei bezieht sich diese Differenzierung nicht nur auf einzelne Lerninhalte und deren Didaktisierung, sondern auch auf den Zugang zum Lernbereich und seinen Angeboten insgesamt.

Ausgestaltung

Die Ausgestaltung des Lernangebots erfolgt in Form didaktisch aufbereiteter Lernobjekte, die Lernaufgaben und Assessments von unterschiedlicher multimedialer Gestaltung (in Form von Texten, Videos etc.) und Schwierigkeit (niedrig-mittel-hoch) umfassen. Lernobjekte können zu Lernpfaden arrangiert werden. Lernpfade stellen eine idealtypische Sequenz zum Erwerb von Wissen und Können dar. Ihr Arrangement kann nach verschiedenen Logiken erfolgen.

In einer ersten Logik sind Lernpfade auf eine spezifische Facette professioneller Lehrkompetenz bezogen (Abbildung "Zugang 1").

In einer zweiten Logik kann der Einstieg in Lernobjekte und -pfade aber auch über den situativen Bedarf der Lernenden erfolgen, welcher zu einem situationsbezogenen Lernfeld bzw. -pfad führt. Dabei werden die verfügbaren Lernobjekte entlang idealtypischer Handlungsabläufe zur Situationsbewältigung gruppiert und auf dieser Basis Lernwege vorgeschlagen, die wiederum durch den Lernenden selbst adaptiert werden können (Abbildung "Zugang 2").

Eine weitere Clusterung ergibt sich durch thematische Zusammenhänge (Abbildung "Zugang 3").

Die modularisierte Aufbereitung ermöglicht es den Lernenden je nach ihrem Wissensstand und ihrem Handlungsbedarf die passenden Aufgaben und Assessments anzusteuern sowie die Lernpfade nach eigenem Ermessen zu durchkreuzen. Von Seiten des Systems werden die Lernaktivitäten und -ergebnisse registriert und auf deren Basis Empfehlungen für sich thematisch bzw. im Schwierigkeitsgrad anschließende, mögliche folgende Lernobjekte gegeben.

Somit weist das Lernangebot eine doppelte Adaptivität auf: Über eine Einstiegsdiagnose wird vom System ein bestimmter Lernweg vorgeschlagen, welcher wiederum über die Interaktion des Lernenden mit dem System anhand von Lerndiagnosen im Verlauf korrigiert werden kann (Learning Analytics). Das dazu zu entwickelnde intelligente, tutorielle System vergleicht dabei das Verhalten des Lernenden mit dem eines Experten und kann so Rückschlüsse über dessen Kompetenz ziehen und auf Basis dieser Diagnose weitere Lernaufgaben und Tests bzw. sich anschließende Lernobjekte anbieten.

Bei spezifischen Fragen zum didaktischen Rahmen, wenden Sie sich bitte an Sonja Klante (klante@die-bonn.de).

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