„Übergänge unterstützen – Lernen im Lebensverlauf fördern“ unter diesem Leitspruch stand der Preis für Innovation in der Erwachsenenbildung des Jahres 2009. Das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen (DIE) verfolgte mit dieser Auslobung das Ziel, innovative Praxis zur Gestaltung von Übergängen auszuzeichnen und einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen.

Lebenslang stehen Menschen vor der Herausforderung, Veränderungen zu meistern. Dabei sind oft Hürden zu überwinden, z. B. beim Übergang von der Schule zur beruflichen Bildung, bei beruflichen (Wieder)Einstiegen und Umstiegen, der Aufnahme eines Ehrenamts und Veränderungen, die im Zusammenhang mit dem Lebensalter stehen.

Bewerbungen konnten z. B. aus den folgenden Bereichen kommen:

  • Übergang Schule – Berufliche Bildung
  • Berufliche (Wieder)Einstiege und Umstiege
  • Umstiege, die im Zusammenhang mit dem Lebensalter stehen
  • Einstiege in das Ehrenamt

Es konnte also um formalisierte Bildungssituationen/Übergänge gehen, aber auch um Kontexte, bei denen das informelle Lernen eine Rolle spielt.

Bundesweit wurden Anbieter von Begleitung, aufgefordert, ihre innovativen Konzepte einzureichen. Besonderer Wert wurde dabei auf einen teilnehmerzentrierten, (lern)biographischen Ansatz gelegt. Außerdem bestand der Anspruch, dass sich die innovativen Ideen auf den gesamten Lebensverlauf erstrecken und nicht nur Angebote für exklusionsbedrohte Gruppen in den Blick nehmen. Damit sollten jegliche innovativen Angebote, die an Übergängen entstanden sind, für die Diskussion in Wissenschaft, Politik und Praxis fruchtbar gemacht werden. Wichtige Kriterien aller Projekte sollten der innovative Charakter und eine erfolgreiche Erprobung in der Praxis sein.

Ein zentrales Qualitätskriterium zur Beurteilung der Projekte bestand darin, dass die Gestaltung des Übergangs nicht nur strukturell gedacht und organisatorisch gelöst ist, sondern sich an den (Lern) Biographien der Individuen orientiert. Das Postulat des lebenslangen Lernens musste dadurch erkennbar werden. Gesucht wurden daher pädagogische Projekte und Modelle, die pädagogische Handlungskonzepte entwickeln und umsetzen, in denen das Lernen in einer biographischen Perspektive und mit besonderer Berücksichtigung von Übergängen zwischen Bildungs- und Lebensphasen erfasst wird.

Zulassungskriterien

  • Bewerben konnten sich Projekte oder Modelle, die in Bildungseinrichtungen jeder Art, aber auch in anderen Organisationen, Betrieben oder Initiativen angesiedelt sind.
  • Sie mussten bereits in der Praxis erprobt sein.
  • Sie mussten innovativsein.
  • Der Bezug zur (Lern)Biographie musste deutlich werden.
  • Zielgruppe mussten Erwachsene und konnten auch junge Erwachsene sein.

Zwölf Projekte, die im Rahmen der Erwachsenenbildung Menschen im Übergang begleiten, wurden vom DIE nominiert und von einer unabhängigen Jury bewertet.

Jury-Mitglieder 2009

  • Dr. Knut Diekmann. Deutscher Industrie- und Handelskammertag (DIHK) e. V.
  • Prof. Dr. Heide von Felden. Johannes Gutenberg Universität Mainz
  • MinR Hans Peter Hochstätter. Hessisches Kultusministerium
  • Prof. Dr. Nicole Hoffmann. Universität Koblenz
  • Dr. Silvia Matalik. Projektträger im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V.
  • Prof. Dr. Eckart Severing. Forschungsinstitut Betriebliche Bildung gGmbH

Gewinner des Preises für Innovation in der Erwachsenenbildung 2009

Die folgenden drei Projekte wurden mit dem Preis für Innovation in der Erwachsenenbildung 2009 prämiert:

  • KOBRA – eine Beratungsorganisation für Frauen und Unternehmen. Website
  • Förderverein Kulturstadt Görlitz-Zgorzelec e. V. Website
  • Werkstadt im Kreis Unna Website

Übergänge in weiblichen Lebensverläufen

PreisverleihungDie Geschichte von KOBRA zeigt, wie sich eine Beratungseinrichtung in Kooperation mit relevanten Trägern und Institutionen entwickelt und in einer Stadt fest etablieren kann.

KOBRA wurde gegründet durch den Berliner Frauenbund 1945 e.V. und versteht sich zunächst als Anlaufstelle für Frauen mit Fragen nach ihrem beruflichen Weg. Eine Besonderheit sind die vielen unterschiedlichen Zugänge für Interessierte. Für eine erste eher anonyme und niedrigschwellige Kontaktaufnahme steht den Ratsuchenden eine Telefon-Infoline für konkrete Fragen zur Verfügung. Ein im Internet frei zugängliches Online-Tool zur Kompetenzbilanzierung bietet eine Möglichkeit, sich selbst mit seinen Fragen nach der Zukunft zu befassen. Wer konkreteren Beratungsbedarf hat, nutzt die Möglichkeit zu einem persönlichen Beratungsgespräch.

Daneben bietet KOBRA aber auch die Verknüpfung von Beratungs- und Bildungsangebot: Im Rahmen von Workshops werden Lern- und Orientierungssituationen in Gruppen gestaltet, mit dem Ziel, dass die Teilnehmerinnen eine berufsbiographische Gestaltungskompetenz aufbauen. Zentrale Ansatzpunkte für das Kennenlernen der Wünsche und Fähigkeiten bilden Lernbiographie und Lebensweg. Alle Teilnehmerinnen werden ermutigt, sich auch im Anschluss in Gruppen zum weiteren Austausch, zur Begleitung und zur gegenseitigen Unterstützung zu treffen. Zielsetzung ist, dass Frauen ihre Ressourcen erkennen und Ideen bekommen, wie sie sie aktivieren können.

Zur Website von KOBRA

Übergänge aus der Langzeitarbeitslosigkeit

PreisverleihungDer Förderverein Kulturstadt Görlitz-Zgorzelec e.V. integriert Langzeitarbeitslose in seine kulturellen Projekte und schafft damit Lerngelegenheiten in praktischen Situationen und an realen Problemen. Durch den Anschluss an eigene Erfahrungen und die Teilhabe an Kultur werden neue Kompetenzen aufgebaut, und zwar nicht nur Fach-, sondern auch Methoden- und Sozialkompetenz. Bei einer Zielgruppe, bei der verschulte Angebote ineffektiv sind, wird Kultur zum Gegenstand von Selbstbildung und zum Erfahrungsfeld von Selbstwirksamkeit. Lernende steigen über ein erstes Projekt ein; dann wechseln sich Lern- und Arbeitszyklen ab. Insbesondere Wissensanwendung und Transferleistungen stehen in den methodisch unterschiedlichen Bausteinen und Lernarrangements im Mittelpunkt.

Für die Teilnehmenden bedeutet der Regionalbezug eine Nähe des Lerngegenstandes. Sie setzen sich zudem mit einem (oft bisher unbekannten) Teil ihrer Lebenswelt auseinander. Es kann so eine Transformation von „Nichtteilhabenden an Kultur und Gesellschaft” über die Rolle als “Kulturvermittler” bis hin zum aktiven “Kulturmacher” stattfinden.

Die Aktivierung der Teilnehmenden, ihre soziale Integration und möglichst auch die Eingliederung in Erwerbsarbeit sind Ziel des Projektes.

Zur Website des Fördervereins Kulturstadt Görlitz-Zgorzelec e.V.

Übergänge in die Ausbildung

In der Produktionsschule Unna werden junge Erwachsene in betriebsförmige Organisationsstrukturen integriert. Durch reale Arbeitsaufträge entstehen Lernchancen und ein Reflexionsrahmen, um individuelle Berufs- und Lebensperspektiven zu finden. Die Teilnehmenden lernen gemeinsam mit anderen an realen Problemen und entdecken dabei ihre Stärken und Schwächen. Das Arbeiten in Teams macht Konflikte und Störungen im Arbeitsalltag sichtbar. Betreut werden sie in den Arbeits- und Lernprozessen von dem Coach oder Meister.

Für viele Teilnehmende ist es eine neue Erfahrung, etwas Begonnenes durchzuhalten, Verantwortung übernehmen zu müssen und dabei Erfolg zu haben. Ihr Selbstbewusstsein wird durch die Anerkennung im Rahmen der Produktionsschule und im sozialen Umfeld gestärkt. Das Gefühl, Einfluss auf den Lebensweg zu haben, motiviert, wirkt sich auf die Arbeitseinstellung und den Wunsch nach einer „Perspektive danach“ aus. Die veränderte Wahrnehmung ihrer momentanen Lage und die Visualisierung der gewünschten Situation geben Impulse für die persönliche Entwicklung. Es werden individuelle Ziele erarbeitet und Entwicklungspläne in regelmäßigen Gesprächen reflektiert.

Indem sie etwas herstellen, das für andere nützlich ist, gehen die jungen Erwachsenen einer als sinnvoll empfundenen Tätigkeit nach, statt nach vielen (oft nicht besonders erfolgreichen) Schuljahren wieder die Schulbank zu drücken. Die Einstiegsphase in das Projekt wird als Übergang und biographischer Wendepunkt thematisiert und bewusst gestaltet.

Zur Website der Produktionsschule Unna

Pressemeldungen zum Preis für Innovation in der Erwachsenenbildung 2009

  • DIE vergibt Preis für Innovation in der Erwachsenenbildung 2009 zum Thema „Übergänge“
    • Bonn, 2.12.2008. Gegenüber der weitgehend programmatisch geführten öffentlichen und bildungspolitischen Diskussion über lebenslanges Lernen setzt das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen (DIE) bei der Vergabe des „Preises für Innovation in der Erwachsenenbildung“ im nächsten Jahr einen Kontrapunkt: „Übergänge unterstützen - Lernen im Lebensverlauf fördern“ mit diesem Leitspruch wird das DIE 2009 innovative Praxis zur Gestaltung von Übergängen bekannt machen und prämieren ... Weiterlesen
  • „Berufs- und Lebenswege aktiv gestalten“ – Innovative Projekte unterstützen Übergänge im Lebenslauf. DIE verleiht den Preis für Innovation in der Erwachsenenbildung 2009
    • Bonn, 1.12.2009. Übergänge unterstützen – Lernen im Lebenslauf fördern, so lautete das Motto der Feierlichkeiten des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen (DIE), die am 30.11.2009 im Rheinischen LandesMuseum in Bonn stattfanden. Rund 120 Gäste feierten auf der Preisverleihung die Auszeichnung von drei bedeutsamen Projekten der Erwachsenenbildung, die gezeigt haben, wie Menschen im Übergang unterstützt werden können ... Weiterlesen

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Sarah Behr

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