Prof. Dr. Rolf Dobischat ist am 29. Oktober 2021 im Alter von 71 Jahren verstorben. Das DIE trauert um einen langjährigen Begleiter und wichtigen Kooperationspartner.

Rolf Dobischat hat von 1991 bis 2020 zunächst an der Universität Duisburg, dann an der Universität Duisburg Essen (UDE) auf der Professur für Wirtschaftspädagogik mit dem Schwerpunkt „Beruflich-Betriebliche Aus- und Weiterbildung“ gearbeitet, zuletzt als Seniorprofessor. Bei der Zusammenlegung der beiden Universitäten übernahm er eine wichtige Funktion als Vorsitzender der Gründungskommission, und beim Wechsel des DIE von Frankfurt nach Bonn im Jahr 2002 war er der zentrale Ansprechpartner für den Abschluss des Kooperationsvertrages zwischen der UDE und dem DIE.

Wie viele seiner Generation hat er den Weg auf eine universitäre Professur mit einer einschlägigen beruflichen Ausbildung begonnen. Wenn dies auch sicher nicht so geplant war und nicht geplant sein konnte, so hat er es im Rückblick doch immer als eine nicht nur hilfreiche, sondern notwendige Voraussetzung für seine wissenschaftlichen Arbeiten zur beruflichen und betrieblichen Weiterbildung geschätzt. Am 26. Juni 1950 im hessischen Bad Wildungen in einer Arbeiterfamilie zur Welt gekommen, qualifizierte er sich nach einer Ausbildung zum Industriekaufmann auf dem Zweiten Bildungsweg für ein Hochschulstudium und studierte von 1971 bis 1977 Wirtschaftswissenschaften, Wirtschaftspädagogik und Sozialwissenschaften an den Universitäten Kassel und Göttingen. 1983 promovierte er im Fach Berufs- und Wirtschaftspädagogik und wurde im Jahr 1991 mit der Venia „Berufspädagogik und berufliche Weiterbildung“ an der Universität Karlsruhe habilitiert.

In der Erwachsenenbildung und in der Berufspädagogik war Rolf Dobischat ein fachlich hoch anerkannter Wissenschaftler und gefragter Experte. Seine genuinen Arbeitsschwerpunkte in der beruflichen Bildung und der betrieblichen Weiterbildung ergänzte er um Arbeiten zu den rechtlichen und finanziellen Rahmungen der Weiterbildung und zur Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik, u.a. im deutschen Einigungsprozess. In der Erwachsenenbildung fanden u.a. seine Forschungen zu den oft prekären Beschäftigungsbedingungen des Lehrpersonals große Beachtung. Rolf Dobischat nahm die gesellschaftliche Verantwortung von Wissenschaft immer ernst, insbesondere ihre Verantwortung für jene, die gegen alle Benachteiligungen um ihr Recht auf Bildung, Beschäftigung, gesellschaftliche Beteiligung und persönliche Entfaltung rangen. Daher engagierte er sich nicht nur in den Gremien seiner Hochschule, in der universitären Lehre und Forschung sowie in der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, sondern in einzigartiger Weise auch in bildungspolitisch bedeutsamen Beiräten und Gremien: Er war Vertrauensdozent der Friedrich-Ebert- und der Hans-Böckler-Stiftung, Präsident des Deutschen Studentenwerks, Mitglied im wissenschaftlichen Beraterkreis von ver.di und der IG Metall sowie Mitglied des Hochschulrates der Universität zu Köln. Auch das DIE hat Rolf Dobischat über viele Jahre begleitet, als verlässlicher Kooperationspartner in gemeinsam durchgeführten Forschungsprojekten wie etwa bei der Evaluation des Programms „Lernende Regionen“ oder zuletzt im wb-Personalmonitor, als zentraler Ansprechpartner für Kooperationen mit seiner Universität oder als Mitglied im Redaktionsbeirat der DIE-Zeitschrift. Auch jenseits institutioneller Vereinbarungen war er jederzeit für die unkomplizierte Unterstützung wichtiger Arbeitsvorhaben zu gewinnen, etwa im Blick auf die langjährige Arbeitsgruppe zu diskontinuierlichen Erwerbsbiographien.

Rolf Dobischat hat sich wissenschaftlich wie gesellschaftlich bis an die Grenzen seiner körperlichen Leistungsfähigkeit engagiert. Er schonte sich nicht und forderte seine Partner, er war streitbar und fähig zum Kompromiss, scharf im fachlichen Urteil und fürsorglich für jene, die ihm nahestanden, er war empfindsam und konnte sich in andere einfühlen. Das DIE verliert einen kritischen und anregenden Begleiter, einen geschätzten und verlässlichen Partner, den wir vermissen werden.

Josef Schrader

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