Rudolf Zacharias Becker (1752-1822) studierte Philosophie und Theologie in Jena. Anschließend war er als Hofmeister in Erfurt tätig. 1782 kam er als Lehrer an das von Johann Bernhard Basedow mitbegründete Philanthropin in Dessau. Er engagierte sich stark für das Freimaurertum und vertrat aufklärerisches Gedankengut.

Seit Ende der 1780er Jahre war er als Volksschriftsteller aktiv. Seine Abhandlung „Versuch über die Aufklärung des Landmannes“ von 1785 war der erste Versuch, in dem die besonderen Strategien einer zielgruppenspezifisch angelegten Aufklärung formuliert wurden. Demnach hat sich die Volksaufklärung auf diejenigen Inhalte zu beschränken, die für die bessere Bewältigung der Arbeits- und Lebensprobleme notwendig sind. Sie muss nach Ruppert: „unmittelbar auf die ständisch differenzierte Praxis gerichtet und von aller Gelehrsamkeit frei sein.“ (Ruppert 1980, 345). Die Standeszugehörigkeit sollte demnach auf keinen Fall angetastet werden.

R.Z. Becker verfasste auf dieser Basis, das zweibändige „Not- und Hilfsbüchlein“, das in hohen Auflagen erschien. Bis 1811 hatte sie eine Millionenauflage erreicht. Damit war es eins der am meisten verbreiteten Bücher im 18. Jahrhundert in Deutschland. Diese Veröffentlichung, die in einer didaktisierten Form – nämlich exemplarisch, die Ökonomie des Hauses, das Prinzip der Hauswirtschaft vermittelte, ist ein Beleg dafür, wie anhand traditioneller Themenstellungen und volkstümlicher Formgebung – als Volks- bzw. Hausbuch – aufklärerische lebenspraktische Inhalte transportiert werden können.

R.Z. Becker war auch danach weiter als Schriftsteller und Herausgeber, insbesondere von populären naturwissenschaftlichen Zeitschriften tätig. 1797 gründete er die Becker'sche Buchhandlung in Gotha und führte sie auch bis zu seinem Tode fort. 1802 wurde er zum fürstlichen Hofrat von Schwarzburg-Sonderhausen ernannt.

Literatur:

Becker, Rudolf Zacharias (1788): Noth- und Hifsbüchlein für Bauersleute oder lehrreiche Freuden- und Trauergeschichten des Dorfes Mildenheim, für Junge und Alte geschrieben 1788/1798. 2 Bde. Leipzig; Online, unter: https://www.google.de/books?id=K-w6AAAAcAAJ

Böning, Holger/Siegert, Reinhart (1990ff) : Volksaufklärung. Biobibliographisches Handbuch zur Popularisierung aufklärerischen Denkens im deutschen Sprachraum von den Anfängen bis 1850, Bd.1-4, Stuttgart-Bad Cannstatt [Bd.1: 1990, Bde. 2.1 und 2.2 2001]; dazu umfassende Datenbank

Böning, Holger/Siegert, Renhart (Hg.) (2001): Rudolph Zacharias Becker: Versuch über die Aufklärung des Landmannes. Nebst Ankündigung eines für ihn bestimmten Handbuchs. Dessau und Leipzig: G.J. Göschen 1785 - Heinrich Gottlieb Zerrenner: Volksaufklärung. Uebersicht und freimüthige Darstellung ihrer Hindernisse nebst einigen Vorschlägen denselben wirksam abzuhelfen. Neudruck mit einem Nachwort von Reinhart Siegert. Stuttgart-Bad Cannstatt

Ruppert, Wolfgang (1980): Volksaufklärung im späten 18. Jahrhundert; in: Grimminger, Wolf (Hrsg.): Deutsche Aufklärung bis zur französischen Revolution. München, S.341-36

Siegert, Reinhart (1978): Aufklärung und Volkslektüre. Exemplarisch dargestellt an Rudolph Zacharias Becker und seinem „Noth- und Hülfsbüchlein“. Buchhändler-Vereinigung. Frankfurt a.M.

Siegert, Reinhard (2007): Rudolph Zacharias Becker - Der "Erfinder der Publizität" und sein Einsatz für die Volksaufklärung; in: Böning, Holger/Schmitt, Hanno/Siegert, Reinhart (Hg.): Volksaufklärung. Eine praktische Reformbewegung des 18. und 19. Jahrhunderts. Bremen, S.141-162

Internetquellen:

Kurzbiografie Rudolf Zacharias Becker, unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Rudolph_Zacharias_Becker

Illustrationsmaterial:

Rudolph Zacharias Becker, in: Philadelphia Museum of Art, Zugriff am 13.04.2017. Verfügbar unter: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Rudolph_Zacharias_Becker_(1752_-_1852),_by_Christian_Jakob_Schlotterbeck_(1757_-_1811).jpg?uselang=de.

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Klaus Heuer