“I saw life, real human life, as it is lived in this world, and saw at once that to be enlightened, to live a useful and enjoyable human life, most people did not need books at all, but only a genuinely kind heart, sound common sense, a kind good ear, a kind good mouth, and then liveliness to really talk to enlightened people, who would be able to arouse their interest and show them how human life appears when light shines upon it.” (Grundtvig 1856, zitiert nach Borish 1991, 18)

Nikolai Frederik Severin Grundtvig (1783-1872) wurde in Udby Dänemark geboren und war als lutheranischer Pfarrer, Bischof und Reichstagsabgeordneter tätig. Er schrieb Gedichte, Kirchenlieder sowie theologische und historische Werke. Er war außerdem Verfasser pädagogischer Schriften. Des Weiteren entwickelte er das Konzept der Volkshochschule, welches sich stark an den christlichen Auffassungen, u.a. auch der Erweckung, orientierte und eine lebensweltbezogene Aufklärung, insbesondere auch für die Unterschichten in dänischer Sprache forderte.

Von 1829 bis 1831 unternahm er drei längere Reisen nach England und schätzte insbesondere das dialogische Prinzip zwischen Professor und Student an englischen Universitäten. Er gilt als der Begründer des Volkshochschulgedankens und hat besonders in Nordeuropa, aber auch in Deutschland während der Weimarer Republik, eine wichtige Orientierungsfunktion inne gehabt. Die national bestimmte kulturelle Identität, die Sprachgemeinschaft und die spirituelle Dimension des Lernens spielten eine wichtige Rolle in diesem Konzept.

N.Vogel beschreibt N.F.S. Grundtvigs Konzept folgendermaßen:

„1. Betonung der Jugendzeit – im Gegensatz zur Kindheit – als der eigentlichen Schulzeit; 2. Betonung des mündlichen Unterrichts, besonders der anregenden und erweckenden Bedeutung des geistesgetragenen Vortrags; 3. Betonung der dänisch-nordischen Kulturtradition, im Gegensatz zur klassisch-lateinischen als der besten Grundlage für den Unterricht; und schließlich 4. Dass diese Gedanken in irgendeiner Weise mit einer christlichen Lebensauffassung verknüpft werden.“ (Vogel 2006, 164)

Ähnlich stellt das auch Stephen B. Borish in den zwei folgenden Zitaten dar:

„In those sections of Grundtvig´s voluminous writing that deal with education, he bitterly protests the neglect of Danish language and culture found in the classical latin schools of the time. Through their undue emphasis on Latin and Greek, and medieval classicism, these schools, he charges “have been at work for hundreds of years widening the gulf between life and learning.” It was his deeply held conviction that “life and learning are to go together in such a way that life is to be first and learning is to follow.” (Borish 1991, 17)

Und:

„His special passion was that these schools would give dignity to the life of the farmer. They would awaken in rural men and women not only a pride in the national culture but a love of learning that would continue long after a student had finished the formal course of study.” (Borish 1991, 17)

Sein Konzept der Volkshochschule entwickelte N.F.S. Grundtvig 1830. Sein eigentliches Ziel war es nach N. Vogel eine zentrale, landesweite, staatliche „volkliche Hochschule“ (Vogel 2006, 164) zu begründen.

1856 war er an der Stiftung der Volkshochschule Marielyst auf Seeland beteiligt und hielt dort auch Vorträge.

Sein Antrieb war die Liebe zur dänischen Sprache und Kultur. 

Literatur:

Allardt, Eric/Friis, Eric J./ Wisti, Folmer (Hg.) (1981): Nordic democracy. Ideas, issues and institutions in politics, economy, education, social and cultural affairs of Denmark, Finland, Iceland, Norway and Sweden. Copenhagen

Borish, Stephen M. (1991): The Land of the Living. The Danish folk high schools and Denmark´s non-violent path to modernization. Nevada City

Bugge, Knud Eyvin/Lundgreen-Nielsen, Flemming/Jorgensen, Theodor (Hg.) (2010): N.F.S. Grundtvig: Schriften in Auswahl. Göttingen

Bugge, Knud Eyvin (1983): Die pädagogischen Gedanken Grundtvigs; in: Thodberg, C./Pontoppidan Thyssen, A. (Hg.): N.F.S. Grundtvig. Tradition und Erneuerung. Grundtvigs Visionen von Mensch, Volk, Erziehung und Kirche, und ihre Bedeutung für die Gegenwart. Kopenhagen

Kulich, Jindra (2002): Grundtvig´s Educational Ideas in Central and Eastern Europe and the Baltic States. Kopenhagen

Röhrig, Paul (Hg.) (1991): Um des Menschen willen. Grundtvigs geistiges Erbe als Herausforderung für die Erwachsenenbildung. Dokumentation des Grundtvig-Kongresses vom 7. bis 10. September 1988 an der Universität zu Köln. Weinheim

Steele, Tom (2007): Knowledge is Power! The Rise and Fall of European Popular Educational Movements, 1848-1939. Frankfurt a. M.

Vogel, Norbert (2007): „Zum Begriff einer königlich dänischen Volkshochschule (1840) von Nikolai Frederik Severin Grundtvig; in: Koerrenz, Ralf/Meilhammer, Elisabeth/Schneider, Käthe (Hg.): Wegweisende Werke zur Erwachsenenbildung. Jena, S.161-172

Internetquellen:

Kurzbiographie von N.F.S. Grundtvig, inWikipedia, unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Nikolai_Frederik_Severin_Grundtvig

Illustrationsmaterial:

N. F. S. Grundtvig, der , Künstler: C.A. Jensen 1843, Zugriff am 27.04.2017. Verfügbar unter: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/7d/Grundtvig1843.jpg

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Klaus Heuer